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Ansichten und Einsichten

8. November 2019 By Wolfgang Bräun Dipl.Vw. Kommentar verfassen

Die Treuhand als Sündenbock? – JA!/NEIN!

Eine Behörde für die eigenen Taschen? Vermutlich schon….! Ost-Wirtschaft absichtlich zerstört oder gilt andere Wahrheit?

Seit dem ein Viertel der Ostdeutsche, die zur Wahl gingen, „rechts“ gewählt hat, stellt sich die Frage, wie kommt oder kam es zu Frust und Enttäuschung über das wirtschaftliche West-Ost-Gefälle.

Liegt es daran, dass sich Ostdeutsche „abgehängt fühlen“ und sich zu als „Bürgern zweiter Klasse“ rechnen? Oder trägt wer die Schuld am wirtschaftlichen Rückstand, an niedrigeren Löhnen und einer geringerer Präsenz Ostdeutscher in Spitzenpositionen. Eben an allem, was in den vergangenen 30 Jahren im Osten schief lief?

Ist es nun Suche oder Recherche, immer wieder kommt man auf eine Behörde: die Treuhandanstalt.

Dazu die Hypothese: diese Institution habe zwischen 1990 und 1994 rund 8500 ehemalige „volkseigene“ Betriebe von der Plan- in die Marktwirtschaft überführt und dabei die ostdeutsche Industrie im Interesse der westdeutschen Konkurrenz plattgemacht und Millionen Arbeitsplätze vernichtet.

Doch die Akten würden zeigen, vieles über die Treuhand sei Legenden

Denn seit Kurzem sind wesentliche Teile der Treuhand-Dokumente im Bundesarchiv zugänglich; Protokolle, Tischvorlagen, Schriftwechsel, Berichte und Vertragsunterlagen.

Und siehe da: Fast nichts sei so, wie es bisher schien.

Beispiel Bischofferode mit dem thüringische Kalibergwerk. Tatsächlich musste die westdeutsche Firma zu einer Fusion mit der ostdeutschen Kaliindustrie gedrängt werden. Denn Bischofferode mit Millionenverlusten, war der unwirtschaftlichste aller ostdeutschen Kalischächte.

Beispiel: Großdubrau das Elektrokeramikwerk Margarethenhütte bei Bautzen war, wie die Treuhand feststellte, „die modernste Anlage Europas“, aber sie war „aufgrund des Wegfalls des bisherigen Absatzmarktes“ in Osteuropa „überdimensioniert“. Und die Maschinen wurden nicht in den Westen verschachert, sondern in Sonneberg wieder aufgebaut.

Auch das Ausmaß der Arbeitslosigkeit werde stets übertrieben.  Und so stimme auch nicht, dass 80 Prozent der 1990 in der DDR tätigen Arbeitnehmer „mindestens einen, manchmal zwei, manchmal drei neue Berufe erlernen“ mussten und „trotzdem oft arbeitslos waren“, wie der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) immer wieder erzähle. Das ab er sei eine Mär.

„Schlicht Humbug“, sagen Experten, sei auch die Behauptung, „die Ostdeutschen hätten nie Chancen erhalten“, an der Privatisierung der Staatsbetriebe mitzuwirken. Tatsächlich waren wohl stets rund zwei Drittel der Treuhand-Mitarbeiter Ostdeutsche.

Die Treuhand konnte auch nichts  für die Währungsunion mit der Umstellung 1:1. Bei Löhnen und Renten war dies eine Forderung der DDR-Bürger, die die Bundesregierung erfüllte.

Dem realen Kurswert der DDR-Mark hätte ein Umtauschsatz von 1:4 entsprochen, aber das hätte die Ostdeutschen in tiefste Armut und Sozialhilfe getrieben.

Fazit: Für die Wirtschaft war der Tauschkurs ruinös. Durch die faktische Aufwertung der Währung um 400 Prozent verteuerten sich die Produkte entsprechend und waren nicht mehr wettbewerbsfähig.

Dem entgegen hatte die Treuhand mit Milliardenbeträgen viele Betriebe gesichert, doch waren die meisten DDR-Fabriken in katastrophalem Zustand, weshalb man jeweils 30 von 100 liquidieren musste.

Trotz allem kein schlechtes Ergebnis, denn auch der letzte SED-Ministerpräsident Hans Modrow hatte 27 Prozent für konkursreif gehalten.

Fakt ist: Nicht die Treuhand, deren Mitarbeiter zu zwei Dritteln aus dem Osten stammten, war schuld am Untergang vieler DDR-Betriebe, sie machte nur das von der sozialistischen Planwirtschaft angerichtete Desaster sichtbar.

Für die Ostdeutschen, die in den 90er-Jahren arbeitslos wurden, ein bitteres Schicksal.

Wer aber nie betroffen war, sollte sich nicht zum Opfer der Treuhand erklären…

Bleibt als Frage: Welche Rolle spielte eigentlich bis 1989 Alexander Schalck-Golodkowski?

nach: Norbert F. Pötzl (Jg. 1948) Journalist und Autor aus Waiblingen bei Stuttgart geboren und war von 1972 bis 2013 Redakteur des „Spiegel“ und Büroleiter von 1990 bis 1994. Er war mitverantwortlich für die Reihe „Spiegel Geschichte“; ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher. Seit dem Mauerfall verfasst er Aufsätze und Monografien zu DDR-Themen, u.a. die Biografie Erich Honeckers. Zuletzt erschien von ihm „Der Treuhand-Komplex. Legenden. Fakten. Emotionen“.

Kategorie: Buch & Verlag, Gesellschaft, Politik, Rendite, Wirtschaft, Wissen Stichworte: Ostwirtschaft, Treuhand

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