„Multa post saecula pocula nulla“ – so oder doch nur ähnlich lautete die Formulierung, die vor 55 Jahren der Sohn eines Latein-Paukers als zusätzliche Hausaufgabe nach Sinn und Herkunft zu lösen hatte. Der Junior ließ sich zu einer voreiligen und keineswegs angemessenen Übersetzung verleiten, wurde später erfolgreicher Chirurg. Lag’s am Latein?
Lernen Schüler dank Latein logischer denken, leichter Spanisch und bekommen sie bessere Jobs?
Wohl eher ein Mythos, wenngleich die alte Sprache doch zwei Vorteile bietet.
Denn so recht beliebt war Latein jedoch nie:
Vokabeln, Ablativ und Vokativ, Caesar und Cicero übersetzen, war nie jedermanns Sache.
Wozu also braucht man das noch?
Klar, es trägt zur Allgemeinbildung bei. Doch gibt es noch einen weiteren Nutzen?
Taugt doch Latein kaum dazu, sich international zu verständigen. Auch für das Studium verliert Latein zunehmend an Bedeutung, weil Unis kaum noch das kleine loder das große Latinum erwarten.
Da wäre allerdings noch der Transfernutzen. Doch Studien zeigen, dass es ein Irrglaube sei, mit Latein leichter romanische Sprachen lernen zu könne.
Wissenschaftlich wurde verglichen, ob Schülern mit Latein die spanischen Sprache leichter falle als denen, die zuvor Französisch hatten.
Fazit: Die Schüler mit Französisch taten sich leichter. Doch blieb der Nachweis aus, dass Lateinschüler logischer denken als andere.
Damit bleiben zwei Thesen zum Nutzen von Latein.
Da ist zum einen, dass die alten Sprachen für die Karriere durchaus als Distinktionsmerkmal dienen. Halte sich doch unter Arbeitgebern der Glaube, dass das Latinum für Klugheit spreche und bei Bewerbungen reale Vorteile verspreche.
Das passt den bildungsbeflissenen Eltern, die dazu tendieren, ihre Kinder auf altsprachliche Gymnasien zu schicken, damit ihre „Abkömmlinge“ als bereits privilegierte Kinder noch weitere Privilegien erdgattern.
Als zweites gilt: Wer Latein lernt, stärkt seine Deutschkenntnisse. Wissenschaftler glauben an einen Beleg: Lateinschülern gelänge es im Schnitt besser, Grammatikfehler in deutschen Texten zu finden, Ein kleiner Vorzug, aber signifikant.“
Auch an den Lehrstühlen ist man von der positiven Wechselwirkung zwischen Latein- und Deutschkenntnissen überzeugt. Lateinschüler erschließen sich Texte, übersetzen und interpretieren sie und fertigen aktiv deutsche Texte. Dies ist eine intensive Arbeit, die die Sprachbildung fördere, was privilegierten Kindern genauso wie Kindern aus benachteiligten Familien nütze.
Auch Schüler, die Deutsch nicht als Muttersprache haben, erleben folglich im Lateinunterricht oft Erfolge, die sie sonst nicht hätten.
Latein liefere also häufig „eine kulturelle Erdung“, von der sie zuvor gar nichts wussten. Türkischstämmige Schüler lernten etwa einiges über ihre eigene Herkunft, da antike Erzählungen auch in der heutigen Türkei spielen.
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