Mit „klärende Gedanken“ zu Geldmenge, Staatsschulden und Inflation versucht sich Rainer Hank, der bis zum Sommer 2018 die Wirtschafts- und Finanz-Redaktion der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ leitete. Der Publizist wohnt in Frankfurt am Main und zeigt im November 2020 Perspektiven auf, die einen schwindelig machen können.
Seit der Finanzkrise werden die Märkte mit billigem Geld überschwemmt, womit eine Rezession unbedingt verhindert werden soll. Solche Geldmengen führen theoretisch zur Inflation, doch die Realität sehe anders aus.
Denn die Inflation sei nicht mehr das, was sie einmal war. Trotz der Un-Summen von Geld nicht, die mit der Corona-Krise noch einmal erhöhen.
Der Leitzins auf dem Tiefstand, teilweise im Minus b ei gigantischem Ankauf von Staatsanleihen.
Und…? Nichts passiere….
Sei eigentlich eine Teuerung zu erwarten gewesen, wie der Ökonomie-Nobelpreisträger Milton Friedman aus dem Jahr 1970 sie gesehen habe, so gelte: Inflation ist immer ein monetäres Phänomen, weil die Geldmengen dies bestimmen… Lange Zeit ein Dogma der Geldpolitik.
Inflation mit zwei Prozent gelte aktuell als Garant für eine stabile Währung, wodurch die Bürger mit ihren Ersparnissen geschützt würden und für die Unternehmen planbare Renditen gesichert seien.
Doch selbst von zwei Prozent ist man auch im Corona-Jahr entfernt. Und die Prognosen der EZB liegen mittelfristig jährlich um etwa 1,3 Prozent. So wachsen eher die Deflationsängste, was sinkende Preise und sinkende Löhne und damit verbunden einen Stillstand des wirtschaftlichen Lebens bedeutet.
Wer in den 70ern groß wurde, habe ständige Inflationsgefahr für normal gehalten, geschürt durch Eltern oder Großeltern der 20er Jahre.
Doch Inflation ist kein Normalfall, denn bis um 1900 stagnierten sogar die Preise. Erst im Verlauf des 20. Jahrhunderts kam es zu deutlichen Inflationsschüben. Legt die Inflation aber los, dreht sich auch die Lohn-Preis-Spirale.
Ei oder Henne, Nachfrage- oder Angebot sind schuld.
Ein Nachfragesog erhöht die Preise für knappen Güter und eine Angebotsinflation, wenn die Produktionskosten steigen und auf die Kunden überwälzt werden. Gewerkschaften werden Lohnforderungen stellen, was die Inflation antreibt.
Als berühmt gilt das Diktum des Bundeskanzlers Helmut Schmidt, fünf Prozent Inflation seien ihm lieber als fünf Prozent Arbeitslosigkeit.
Doch seit 2010 gab es annähernd Vollbeschäftigung, ohne dass es zu Inflation gekommen sei.
Deshalb sprechen Ökonomen von «säkularer Stagnation», die sich erklärt, wenn hohe Ersparnisse auf geringe Kapitalnachfrage treffen.
Säkulare Stagnation kann also erklären, warum Zinsen sinken und lange unten bleiben werden.
So bleibt eine lockere Geldpolitik noch auf lange Zeit gerechtfertigt. Denn Wettbewerb und offene Märkte verhindern preistreibende Monopolisten und Kartellabsprachen…
Steigt in allen Staaten die Schuldenquoten krisenbedingt derzeit auf neue Höchststände, sind dies die Folge der fiskalpolitischen Interventionen, die Konjunktur zu stützen.
Inflation kennt viele Verlierer, aber auch Gewinner: die Schuldner, also die Staaten. Inflationierung von Schulden als verdeckte Staatspleite, bei der alle Bürger die Corona-Rettung zu tragen hätten…
Für Rainer Hank keine angenehme Vorstellung.
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